Etwa ab dem siebten Jahrhundert entwickelte sich der Brauch, die weißen Taufkleider von der Osternacht an für acht Tage zu tragen – bis zum ersten Sonntag nach Ostern. Dieser Tag – der Weiße Sonntag – bildet den Abschluss der Osteroktav (der acht Tage nach dem Osterfest), die bis in die Gegenwart auch als "Weiße Woche" bezeichnet wird.

Die Farbe Weiß dominiert auch heute noch den Weißen Sonntag. Dies hat jedoch nicht mehr mit dem Sakrament der Taufe zu tun, sondern mit der Erstkommunion. Seit dem 17. Jahrhundert – erstmals im Jahr 1673 im schweizerischen Luzern – wird in vielen Gemeinden an diesem Tag das feierliche Fest der ersten heiligen Kommunion gefeiert. Die Wahl dieses Termins bot sich an, da in der Erstkommunion die Erneuerung der Taufe und das bewusste Sicheingliedern in die christliche Gemeinde gesehen wurde.

Nachdem es im 19. Jahrhundert vielerorts sogar bischöfliche Anweisungen gab, die Erstkommunion ausschließlich am Weißen Sonntag zu feiern, ist es in den vergangenen Jahren auch aus praktischen Erwägungen üblich geworden, das Fest auch auf andere Sonn- oder Feiertage der Osterzeit zu legen.

Ebenso wie Täuflinge tragen bei der Erstkommunion – die meist im Alter von neun Jahren stattfindet – heute auch die meisten Mädchen weiße Kleider (und die Jungen meist Anzüge). Dies hat jedoch nichts mit der ursprünglichen Bedeutung des Weißen Sonntags und der Erinnerung an die Taufe zu tun, sondern ist ein rein bürgerlicher Brauch. Um den "Konkurrenzdruck" bei der Kleiderwahl und die dem Festanlass widersprechende Fixierung auf Äußerlichkeiten ein wenig abzumildern, ist man inzwischen in vielen Gemeinden dazu übergegangen, die Kinder bei der Erstkommunion in eine einheitliche Albe – ein knöchellanges, weißes Gewand – zu kleiden.